Grüner Teppich setzt einen Meilenstein
Verein stellt sein neuestes Projekt „Waste Field" vor und zeigt damit, dass auch ein „Abfallfeld" einen Mehrwert besitzt/ ökologische Sanierungsmaßnahme des Kunstrasenplatzes
Der FC Ober-Abtsteinach hat für seinen neuen Kunstrasensportplatz Wert auf Nachhaltigkeit
gelegt. Außerdem wurde der alte Kunstrasen im Rahmen des Projektes „Maste Field" zu
100 Prozent wiederverwertet. Bild: FRITZ KOPETKY
„Waste Field" -- wörtlich übersetzt "Abfallfeld". Für diese ökologische Sanierungsmaßnahme bemühte sich vor allem Engert um Fördergelder, die nicht nur der Landkreis Bergstraße und das Land Hessen, sondern auch die Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung stellten. Damit lassen sich laut Jöst rund 80 Prozent der Kosten decken. Mit gutem Beispiel vorangehen: Doch was ist das Besondere an dem neuen Kunstrasen des FCO? „Das werden wir immer wieder gefragt", berichtete Jöst stolz. Das Projekt „Waste Field" mache viele neugierig. „Wir möchten mit gutem Beispiel in Sachen Umweltbewusstsein in der Region und über die Region hinaus vorangehen und zeigen, dass ein pflanzenbasierter Kunstrasen exzellente Platzbedingungen schafft", heißt es etwa auf der Projektwebsite (fc-oberabtsteinach.de/sportplatz-projekt). Konkret handelt es sich hierbei um ein Kunstrasensystem, bei dem der alte Platz mit allen Komponenten zu 100 Prozent wiederverwertet und der neue aus biobasierten Materialien hergestellt wird. „Es heißt zwar Abfallfeld, aber auch der Abfall hat einen Mehrwert", erklärte Engert in einer Power-Point-Präsentation, die er nach der Besichtigung des Kunstrasenplatzes im Rathaus von Abtsteinach hielt. Schließlich bestehe jeder Kunstrasen aus Rohstoffen, die anderweitig wiederverwendet werden könnten: etwa der alte Einfüllsand für neue Straßenbauarbeiten.
Umweltverträglicher Austausch: Dem FCO war es darüber hinaus besonders wichtig, dass der neue Kunstrasen weder aus Rohöl hergestellt noch mit dem herkömmlichen Einstreugranulat aufgefüllt wird. Denn dieses besteht aus nichts anderem als aus alten Autoreifen. Deswegen entschied sich der FCO bei der Herstellung der Kunstrasenfasern für ein biobasiertes Material auf Rapsölbasis sowie für gemahlene Olivenkerne und Sand als Einstreukomponenten. „Ich finde es charmant, dass unser neuer Kunstrasen damit CO2 bindet", sagte Engert. Die Überlegungen, wie der in die Jahre gekommene Kunstrasenplatz umweltverträglich ausgetauscht werden kann, starteten bereits nach der Umrüstung der Flutlichtanlage auf LED-Leuchtmittel im Jahr 2019. Die konkreten Planungen begannen nach den Zusagen der Förderbescheide im August 2021. Eine Handlungsempfehlung zur genauen Umsetzung gab es nicht, das Wissen eignete sich Tobias Engert selbst an. Es folgten eine Analysephase und der eigentliche Beginn der Sanierung des Kunstrasens von Oktober bis November im gleichen Jahr. Seither werden Messergebnisse ausgewertet, die zur Dokumentation auch an den Bund gehen und laut Engert im Frühsommer fertiggestellt werden. Erst dann könnten auch die genauen Kosten für das Projekt „Waste Field" genannt werden. „Bisher sind wir unter dem veranschlagten Budget geblieben", verriet Engert. Das habe unter anderem daran gelegen, dass die Elastizitätsschicht, die unter dem eigentlichen Kunstrasen liegt, wenige markante Beschädigungen aufwies. „Wir mussten letztlich nur 118 Quadratmeter austau- schen", erzählte er. Deswegen und auch, weil es viele verschiedene Kunstrasenvarianten gebe, könne er nicht pauschal sagen, wie teuer die Maßnahme für andere Vereine werde. Denn das sei ebenfalls eine Frage, die er häufig gestellt bekomme. Das Wissen weitertragen: Dr. Michael Meister, CDU-Bundestagsabgeordneter, war nach Engerts Vortrag der Meinung, dass dieses Wissen dennoch auch anderen Vereinen zugutekommen müsse. Dem stimmte Karin Hartmann, SPD-Landtagsabgeordnete, zu. Sie sah es als „zwingend notwendig" an, aufgrund dieses Nachhaltigkeitsgedankens breit zu informieren und dafür zu werben, dass alte Kunstrasenplätze umweltgerecht entsorgt werden können. Und Landrat Christian Engelhardt lobte die „Beharrlichkeit und Fachkompetenz", die sich der FCO in den vergangenen Jahren angeeignet habe. „Ich bin kein Sportplatzbauprofi, aber dieses Wissen muss man in der Tat weitertragen", sagte auch Engert. Und Vorsitzender Michael Jöst lobte: „Tobias hat unzählige Wochen für das "Waste Field"-Projekt aufgewendet. Nur dank seines Engagements konnte es umgesetzt werden". nk
Quelle: Odenwälder Zeitung, Erscheinungstag: 7. März 2022, www.wnoz.de


Bilder: FRITZ KOPETZKY